Hinter den Kulissen  – Bordeaux zur Weihnachtszeit
Portrait
Januar 12, 2017

Hinter den Kulissen – Bordeaux zur Weihnachtszeit

Die Tage werden kälter und wir werden gemütlicher. So langsam stimmen wir uns auf den Winter und die Weihnachtszeit ein. Jede Familie hat hier ganz eigene Rituale und Gefühle, die ein Außenstehender oft gar nicht versteht. Wir geben euch daher einen Blick hinter die Kulissen: Einen Blick nach Bordeaux zur Weihnachtszeit. 

Während sich der Herbst vollends entfaltet hat und Mutternatur sich auf den Winter vorbereitet, beginnen auch die Reben ihre Kraft nach innen zu richten. Bereit, mit dem nächsten warmen Sonnenstrahlen ihren alljährlichen Zyklus zu erneuern.

Uns geht es ähnlich

Wir kommen zur Ruhe und ziehen uns ins warme Stübchen zurück. Machen es uns gemütlich und bequem. Am liebsten mit einer guten Flasche Wein und netter Gesellschaft – allerdings mit gänzlich anderen Bouteillen. Es ist die Zeit der „wämeren-reichhaltigeren“ Gewächse angebrochen und so manch einer macht sich bereits Gedanken über das immer näher rückende Festessen an Weihnachten. Was kochen und was dazu servieren?

Diese Gedanken machen sich natürlich auch die Winzer im Bordelais. Doch was trinken jene, die sich das ganze Jahr mit nichts anderem beschäftigen als mit Bordeauxwein? Bleiben sie sich selbst treu oder schauen sie zu Nachbarn oder gar ferne Länder und was essen sie dazu? Und was passiert überhaupt noch im Weinberg, im Keller und sonst so auf der Domaine?

Voller Neugierde…

… habe ich mich mit zwei Winzerinnen unterhalten und so einen kleinen Einblick in deren traditionellen Abläufe erhaschen können. Véronique Barth ( Château La Freynelle / Ch.d´Arcole) und Estelle Roumage ( Château Lestrille) haben beide ihre Weine in der Selektion“100 Bordeaux zum Entdecken“ etabliert. Seit vielen Jahren werden sie immer wieder von einer Fachjury blind verkostet und nominiert. Die Damen führen den jeweiligen Familienbetrieb seit mehreren Generationen äußerst erfolgreich fort. Beide Familien feiern die Festtage traditionell, beginnend mit Austern, Lachs, Foie Gras und einer französischen Wurstspezialität mit Trüffel: der Crêpinette. Es wird der jeweils hauseigene Entre-deux-Mers serviert oder Champagner. Der Hauptgang wird von Geflügel dominiert: Deftiges Bresse-Huhn bei Véronique und Gänsebraten begleitet von Steinpilzen und Maronen aus den Wäldern Bordeaux` in der Familie Roumage. Es bleibt bei den häuslichen Gewächsen wie Château d´Arcole St. Emilion Grand Cru und Le Secret von Château Lestrille. 

Jedoch beim Käsegang teilen sich die Gemüter. 

Während Véronique ihre gesamte eigene Palette dazu reicht, je nach Vorliebe, orientiert sich Estelle durchaus gen Süden und greift zum Viognier oder gar einem gereiften Syrah. Schlussendlich, wie lustig, haben beide exakt das gleiche Dessert: Bûche de Noel, scheint sehr weit in Frankreich verbreitet zu sein. Eine mit Buttercreme gefüllte Biskuitrolle, die mit Schokolade- und Zuckerguss als Baumstamm getarnt ist. Familie Roumage nimmt Kaffe dazu und Familie Barth endet mit einem Vintage Port. Et Voilà!

Im Weinberg und Keller geht es weniger spektakulär zu, …

… die Mazeration wird begleitet und zum Ende gebracht, Entscheidungen bezüglich Barriqueeinsatz getroffen und der Weinberg wird für die nächste Saison vorbereitet. Hinzu kommen einige Kundenreisen, da es für beide Domainen die Hauptverkaufszeit ist. Estelle berichtet, dass sie 20 % des Jahresumsatzes in den letzten beiden Monaten macht und dass dies die Zeit der Kundenbindung ist.

Alles in allem geht es in der kalten Jahreszeit, bis auf die Festtage, doch nicht ganz so besinnlich zu wie man glauben mag. Auf einem Weingut gibt es immer was zu tun. Beide Damen sind sich im Übrigen einig, dass man sich nicht so sehr mit Jahrgängen oder einzelnen Appellationen in Bordeaux verrückt machen sollte. Wichtig wäre es offen zu bleiben und auszuprobieren. Die Auswahl an einem guten Preis-Genuss-Verhältnis ist groß. Notfalls kann man sich die aktuelle Selektion als Entscheidungshilfe zur Hand nehmen!

Der weihnachtlich dekorierte Wein-Shop der Familie Lestrille:

Bon Appètit et Joyeuses Noel

Von Sandra Junker

Sandra Junker wuchs idyllisch zwischen  den Weinbergen des Mosel-Saar-Weingebiets auf und entdeckte bereits früh ihre Liebe zum Wein. Während ihres Diplom-Studiums an der Sommelier-Schule in Washington D.C. und San Francisco, fing sie an sich für die Weine des Bordelais zu begeistern und vertiefte ihr Wissen bezüglich dieses Gebiets. Trotz oder vielleicht gerade wegen langjähriger Arbeit als Tutorin für den CIVB, ist sie überzeugt von den hervorragenden Weinen und der traumhaften Landschaft von Bordeaux.

O-Ton Sandra: „It’s pure passion.“

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